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Sinnvoller Umgang mit Medien bei Kindern – ein Balanceakt

Kinder Medien Umgang

Viele Eltern sind heutzutage verunsichert, wenn es darum geht, wie viel Zeit ihre Kinder am Handy, Computer, Tablett verbringen (dürfen). Sprechen doch die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns eines Kindes eine ganz klare Sprache – nämlich keine gut! Aber ich bin trotzdem nicht dafür, die Medien, die derzeit nun mal Teil unserer Lebenswelt sind, zu verteufeln. Doch sie sind neu, und wir müssen erst den Umgang damit lernen. Wenn wir unsere Kinder dazu ermutigen wollen, selber mündige Entscheidungen zu treffen, statt nur zu verbieten, kann in meinen Augen nur gelingen, wenn ein gutes Umfeld und sehr viel innere Kraft vorhanden ist und/oder eine sehr gute, stabile, tiefe Bindung an fürsorgliche Bezugspersonen. Bei meinen Söhnen habe ich phasenweise den Umgang mit Medien auch zeitlich begrenzt, aber als sie ca. 14 Jahre alt waren auch nicht mehr – das war allerdings auch vor 10-12 Jahren in der Anfangsphase der Kinder- und Jugendlichen-Digitalisierung. Sie haben aus der zeitweiligen Spielesucht bzw. Faszination wieder herausgefunden. Trotzdem sitzen sie natürlich heute als Erwachsene – wie die meisten von uns – viele Stunden täglich am PC, zum Arbeiten, zur Unterhaltung, zur Kommunikation. Daneben machen sie Sport, sind aktiv und stehen voll im Leben – aber eben im „modernen“ Leben, das nun mal große digitale Anteile enthält.

Das Suchtpotenzial der digitalen Welt ist gigantisch, und die Langeweile „ohne“ sind Entzugserscheinungen, die es sich lohnt durchzustehen. Um der Langeweile zu entfliehen, könnten sie auch gut mithelfen, das verankert sie auch in der realen Welt. (Ich höre das Hohngelächter, aber seit es üblich ist, Kinder wegen ihrer Schulbelastung nicht in die häuslichen Arbeiten mit einzubeziehen, wächst eine zunehmend lebensfremde, unpraktische Generation heran…) Oder aber, man lässt zu, Kinder diese Langeweile ein bisschen aushalten zu lassen, denn der Punkt ist, dass „Langeweile“ eigentlich der „Hüter der Schwelle“ für kreatives Spielen und Tun ist – aber heute besteht (für uns alle!) immer die Versuchung, diese „öden“ Momente mit Bildschirmen zu füllen, anstatt sie auszuhalten. Damit kann das Gehirn nicht mehr registrieren: „Es gibt grad nichts in der Realität zu tun, ich kann ins Fantasiereich abzwitschern“, sondern ist halt eine Weile abgelenkt und danach ist es genauso öde wie vorher. Deshalb sollten auch wir Eltern mehr und mehr praktizieren und vorleben, Langeweile auszuhalten, statt sich von ihr mit einem Bildschirm abzulenken.

Doch auch viele beklagen sich, dass zuhause ein guter Umgang vorgelebt wird, die Eltern versuchen selbst ihre Zeit am Smartphone etc. zu minimieren und damit ein gutes Vorbild zu sein, sobald dann aber Freunde und Bekannte dazukommen, die vom neusten Spiel, der neusten Serie etc. schwärmen, ist es mit den guten Vorbildern vorbei. Aber es ist normal, dass Kinder sich an ihrer Umgebung orientieren, und wenn dort „alle“ etwas tun, wollen sie das auch, noch zusätzlich zu dem eigenen Suchteffekt des Internets. Auch das sollten wir berücksichtigen.

Das ist der Zeitpunkt, an dem uns als Eltern allmählich klar wird, wie vergleichsweise einfach alles war, als unsere Kinder uns noch am Schürzenband hingen, und dass wir sie eben in eine komplexe Gesellschaft hineingeboren haben und sie nur auf ihrem eigenen Weg begleiten können, den wir aber nicht festlegen. Wir können nur die Rahmenbedingungen zuhause ordnen. Das ist auch ein Effekt der Schulpflicht, übrigens …

 

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