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OPs statt Geburtshilfe

Zwischen den Zeilen gelesen: Am Beispiel einer Klinik im Umfeld von Bremen, dem Josef-Hospital in Delmenhorst, wird die derzeitige Tendenz deutlich. Ich bin empfindlich für solche Meldungen, Anna Rockel-Loenhoff

In der Osnabrücker Zeitung steht also nett und positiv, dass es einen Chefarzt-Wechsel gibt und dass in diesem Zusammenhang auch 5! Hebammen gekündigt haben. Die bisherige Chefärztin Dr. Lüdemann

„war nach außen ein prägendes Gesicht des Josef-Hospital. „Die Geburtsmedizin wurde von den Delmenhorster Familien gut in Anspruch genommen“, sagt auch Friedel. Zuletzt waren die Geburtenzahlen JHD deutlich gestiegen. „Dass bei uns mehr Kinder das Licht der Welt erblicken, liegt sicher auch daran, dass wir uns das Vertrauen der Gebärenden erarbeitet haben“, sagte Lüdemann noch im Sommer. „In diesem Zusammenhang danken wir Frau Dr. Lüdemann, die sich hier sehr große Verdienste um unser Haus und für die Familien erworben hat, auch wenn wir unterschiedliche Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung der Frauenklinik hatten“, sagt jetzt Friedel. Diese unterschiedlichen Auffassungen haben dann offensichtlich den Weg für eine weitere gemeinsame Zusammenarbeit verstellt.

Mit neuem Chefarzt neue Wege gehen

Mit Dr. Aref Latif soll nun ein neuer Weg an der Wildeshauser Straße eingeschlagen werden. Schon Latifs Vater hat als Chirurg gearbeitet.

Also die künftige strategische Ausrichtung der Klinik richtet sich nicht nach dem Vertrauen der Gebärenden – sondern es handelt sich offenbar um eine ökonomische Strategie. Operationen bringen, besonders in einer alternden Gesellschaft, nun mal mehr Geld als eine Atmosphäre des Vertrauens für Geburten. Ich bin dankbar, dass der einzige Online-Kommentar zu diesem Zeitungsartikel auf diese Hintergründe hinweist:
„In Delmenhorst wurde eine Geburtshilfe betrieben, die nicht im Einklang mit der Fallpauschale steht. Statt mehr Kaiserschnitte kompetente Betreuung! Fr. Dr. Lüdemann hat sich sowohl um das Haus als auch um die Geburtshilfe mehr als verdient gemacht. Aber nicht medizinsche Kompetenz entscheidet, sondern betriebswirtschaftliche Spezialisten, die sich super mit Zahlen auskennen, aber null Ahnung von wirklicher medizinischer Betreuung haben. Ein weiteres Beispiel wie die neoliberale Fallpauschale unsere medizinische Versorgung immer weiter zerstört. Aber macht ja nichts, schlechte Behandlung schaffen weiteres Verdienstpotential 🙁 Sind ja nur die Prekären aus Delmenhorst die das trifft. Die anderen werden sich sehr schnell umorientieren. “

Nur ein kleines Beispiel. Wieso sind eigentlich unsere Krankenhäuser inzwischen ganz selbstverständlich Wirtschaftsbetriebe?
Wir werden uns von dieser kranken Medizinwirtschaft lösen und wieder selbst die Verantwortung für unsere Gesundheit übernehmen müssen, wenn wir gesund leben und gebären wollen.

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