Wie sein großer Verrat heute noch nachwirkt
Das Thema “Missbrauch” ist riesig, und schon seit einiger Zeit wird immer deutlicher, WIE häufig und weit verbreitet sexuelle und nichtsexuelle Gewalt gegen Kinder vorkommt. Am liebsten möchten wir mit solchen Scheußlichkeiten nichts zu tun haben, aber laut dem empfehlenswerten Handbuch „Was ist bloß mit Alex los?“ muss man statistisch davon ausgehen, dass in jeder normalen Schulklasse mindestens 1-2 betroffene Kinder sitzen.
Einerseits können sich diejenigen von uns, die keine Täter und keine Betroffenen sind, nicht vorstellen, wie man „so etwas“ tun kann, andererseits herrscht offenbar eine gewisse Unsicherheit, inwieweit Kinder denn wirklich keinen Sex haben wollen. Der grüne Europa-Abgeordnete Daniel Cohn-Bendit beschrieb in seinem Buch “Der große Basar“ unter anderem, wie Kinder im Vorschulalter sich an seinem Hosenladen zu schaffen machten. Aus pädophilen Kreisen ist zu hören, es gebe auch einvernehmlichen Sex mit Kindern und der sei großartig.
Das Interessante ist, dass es für die These, nach der schon Kleinkinder Erwachsene aktiv zu Sex „verführen“, eine berühmte Grundlage gibt, und dass diese Grundlage ihrerseits als Widerruf einer gegenteiligen Haltung entstand. Kurz gesagt: Sigmund Freud höchstpersönlich veröffentlichte zunächst nach jahrelanger Forschung seine These von der traumatisierenden Wirkung sexueller Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen und verteidigte sie lange hartnäckig. Nach etlichen Jahren, in denen deutlich wurde, dass ihn diese Haltung im Kreise der Wissenschaftler und Honoratioren isolierte, widerrief er schließlich und behauptete nun das Gegenteil. Er habe sich getäuscht, und alle Berichte über sexuellen Missbrauch seien nur die erotischen Fantasien der Kinder. Näheres in meinem Artikel in der raum & zeit Nr. 219.
Dass Kinder erklären, Mutter oder Vater heiraten zu wollen und spielerisches Einüben späterer Rollen (wie im Bild gezeigt) ist jedoch nicht Ausdruck sexuellen Verlangens. „Doktorspiele” als Ausdruck kindlichen Forscherdranges, die eigenständige Erkundung des eigenen Körpers und dessen angenehmer Stimulierung gab es schon immer. Im Zunehmen begriffen sind (nicht immer allseits freiwillige) Nachahmungshandlungen unter Kindern aufgrund der allgegenwärtigen medialen Sexualität und im Zusammenhang mit der Frühaufklärung. Noch ganz etwas anderes sind jedoch konkrete sexuelle Handlungen mit Erwachsenen.
Von den Fällen platter physischer Gewaltanwendung des Erwachsenen abgesehen: Ein Kind ist massiv beziehungsbedürftig und abhängig von seinen erwachsenen Bezugspersonen. Um zu gefallen, es recht zu machen und willkommen zu sein, ist es zu allem bereit. Deswegen können Erwachsene ein Kind dazu erziehen, sexuelle Handlungen zu dulden oder sogar aktiv anzustreben. Manche Kinder arbeiten für Nähe, indem sie Klavier spielen, brav oder klug oder schön sind, andere, indem sie sexuelle Aktivitäten anbieten oder zulassen.
Aber ein Kind sollte für Nähe gar nicht arbeiten müssen. Sie ist die Luft, die es zum Atmen braucht. Mit bedingungsloser Annahme stärken wir daher ein Kind am wirkungsvollsten gegen Missbrauch.
In meinem soeben erschienenen Artikel „Kindliche Sexualität – was wir hundert Jahre nach Freud darüber wissen“ habe ich die entwicklungspsychologischen Zusammenhänge dargestellt und freue mich auf euer/Ihr Feedback. In meinen geschützten FREIGROSSWERDEN-Foren habe ich den Artikel zum Lesen zur Verfügung gestellt. Vielleicht ist das Forum der “Wachstumsgruppe” für Eltern oder des “Arbeitskreises” für professionell mit Entwicklungspsychologie befassten Menschen genau richtig für Sie?
Es ist an der Zeit, entwicklungspsychologisch und damit im Einklang mit der Natur denken, verstehen und vor allem wieder fühlen zu lernen!
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