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Worüber und mit wem darf ich sprechen?

Unter meinem Video über “Kinder unter 7 – das unbekannte Alter” gibt es eine Diskussion in den Kommentaren, die für mich der Auslöser ist, nachstehend meine Gedanken zum Thema Meinungsfreiheit versuchsweise zu formulieren:

Stellungnahme anlässlich einer Diskussion auf Youtube

Ein Kommentator schreibt:
Wir wurden über das Thema Homeschooling auf Familie Neubronner aufmerksam und fanden es sehr erfrischend und motivierend. Es wurde grundsätzlich sehr sympathisch an das Thema gegangen, und der Junge war ein tolles Vorbild für Interessierte. Nun entdeckten wir, das Dagmar Neubronner zu allen möglichen kruden Themen, wie Reptiloiden etc Interviews führte und sich mit den haarsträubendsten Verschwörungstheoretikern umgibt. Das ist das kontraproduktivste, was sie hätte machen können, denn so können wir z.B. ihren Namen, ihre ganze Arbeit, die ja auch viele gute Seiten hat, nicht mehr verlinken und weiterempfehlen. Das würde auf uns ein unglaubwürdiges und zwiespältiges Licht werfen. Und ist das nicht schade?

Ein anderer kontert:
Picken Sie sich das für Sie Verständliche und Umsetzbare raus, schreiben Sie aber Frau Neubronner nicht vor, über welche Themen sie sprechen soll.

Die sich daran anknüpfende kurze (und dankenswerterweise sachliche) Diskussion spiegelt für mich ein Dilemma, mit dem ich mich schon lange trage. Manche Leute schätzen bestimmte Aspekte meiner Arbeit sehr, fühlen sich aber über andere Themen oder Plattformen abgestoßen oder verunsichert. Andere wiederum stoßen gerade über diese Inhalte und Plattformen auch Thema Kindererziehung und finden die Mischung wunderbar.

Ich kann also beide Standpunkte bestens nachvollziehen. Das vielschichtige Dilemma hat für mich unter anderem folgende Aspekte:

1) Interessanterweise bekomme ich nur sehr wenig INHALTLICHE Kritik an dem, was ich tatsächlich sage. In dem angeführten “Reptiloiden-Video” z.B. stelle ich Jo Conrad von bewusst.tv mehrere Zuschauerfragen, eine davon zu diesem “kruden” Thema. Soweit ich mich erinnern kann, sage ich selbst eigentlich nur dazu, dass jede Empörung über hypothetische überlegene Lebensformen, die uns als Nutzvieh sehen, nicht berücksichtigt, dass wir ja mit uns unterlegenen Lebensformen wie Schweinen, Kühen, Hühnern etc. dasselbe machen. Das müsste eigentlich gerade dem Kommentator Falcat Media gut gefallen 😉 Die Kritik richtet sich in der Regel nicht gegen das, was ich tatsächlich sage, sondern allein schon die Themen oder Gesprächspartner sind das Problem.

2) Zur Kritik an meinen Gesprächspartnern oder von mir (auch) genutzten Plattformen: Ich spreche und kooperiere mit Menschen, die ich persönlich kenne und auf deren authentischer Aufrichtigkeit und gute Absicht ich vertraue. Inhaltlich irren können wir uns alle mal, darum kann es ja nicht gehen. Mein Anspruch an mich selbst und andere ist nicht absolute Wahrheit, sondern subjektive Wahrhaftigkeit. Ich habe z.B. von Jo Conrad noch in keinem Gespräch mit mir (und auch sonst nicht, aber ich kenne natürlich nur einen Bruchteil seiner Videos) irgendwelche Äußerungen gehört, die hasserfüllt, diskriminierend, polarisierend, dogmatisch oder sowas wären. Dasselbe gilt für Michael Vogt von Querdenker.tv, Michael Kent von der Kent-Depesche und wer mir sonst noch so als “Schmuddelkind”, mit dem ich nicht reden soll, vorgeworfen wird.

3) Was als akzeptabel gesehen wird und worüber ich lieber schweigen sollte, variiert sehr. Vermutlich kennt der Verlag Falcat Media auch Leser, die sich super mit Veganismus identifizieren können, den Teil Kapitalismuskritik aber entbehrlich oder schädlich finden, oder begeisterte Kapitalismuskritiker, die nichts von Veganismus halten – und dann gibt es die Leser, die da einen ähnlichen Zusammenhang sehen wie der Verleger und sich über die Kombination freuen. Genau so geht es mir auch. Ich selbst sehe natürlich den Strauß meiner Äußerungen als kohärent, stimmig, die Themenkombinationen ergeben für mich ein sinnvolles Ganzes und spiegeln wider, was mich beschäftigt. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand das anders sieht, und ich sehe sehr wohl die Problematik meiner “Zitierbarkeit”. Aber ich kann mich in meinen Äußerungen nicht danach richten, was anderen gefällt, sondern muss meinem eigenen Herzensgefühl plus Verstand vertrauen – sonst wäre ich völlig orientierungslos und sollte dann wirklich lieber den Mund halten.

4) Als das Thema Freilernen/Homeschooling in mein Leben trat und kurz darauf das Thema Entwicklungspsychologie, war ich ja nicht frisch vom Himmel gefallen, sondern hatte bereits viele Jahre zu vielen Themen publiziert. Da das Internet nichts vergisst, wäre es nicht nur das Ende meiner inneren Integrität und Treue zu mir selbst und meinem individuellen Weg, sondern auch noch ein sinnloses Opfer, wenn ich mir jetzt einen Maulkorb verordnen und versuchen würde, für jedermann akzeptabel zu wirken.

5) Seit etlichen Jahren und neuerdings mit rasant steigender Intensität werden immer mehr Themen, Menschen und Bestrebungen ausgegrenzt, für “rechts”, “diskriminierend” oder “Fake” erklärt und mit zum Teil sehr unfairen Mitteln persönlich angegriffen. Das spitzt sich immer weiter zu. Wer gestern noch als “etabliert” galt, hat heute den vernichtenden Artikel einer der häufig anonym agierenden Verleumdungsplattformen an der Backe und/oder den “falschen” Medien Interviews gegeben.
Eigentlich leben wir ja offiziell in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit und Vielfalt, und ich sollte davon ausgehen können, dass ich mich in einem legalen Medium, dass die Grenzen dieser erlaubten, gewollten, grundgesetzlich geschützten Meinungs- und Redefreiheit (von Glaubens- und Versammlungsfreiheit sowie der Freiheit von Lehre und Forschung ganz zu schweigen) nicht sprengt, auch frei äußern darf.
Doch genau diese Freiheit und Vielfalt wird immer weiter ausgehöhlt von einem sich verengenden Kanal von “political Correctness” und dem Grundsatz, dass man mit Menschen, Kräften, Bewegungen, Parteien etc. abweichender Meinung gar nicht erst reden darf. Diese Entwicklung betrachte ich mit Sorge, und sinnvoll einordnen kann ich sie nur im Rückgriff auf Erklärungsmodelle, die bereits auch schon nicht mehr politisch korrekt sind, weil sie als “Verschwörungstheorien” diffamiert werden.
6) Ich finde es schmerzlich, wenn Menschen zu dem Schluss kommen, sich von mir distanzieren zu müssen bzw. mich nicht verlinken zu können. Aber wie ich es auch drehe und wende – “hier stehe ich und kann nicht anders”, und zwar nicht, weil ich von der Richtigkeit meiner Aussagen, Ansichten, Themen etc. felsenfest überzeugt bin. Ich bin ja auch nur unterwegs auf der Suche nach Erkenntnis, Verständnis, Lösungen etc, wie so viele andere. Aber ich kann nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln und mit den Menschen sprechen, denen ich vertraue und die bereits sind, dem, was ich zu sagen habe, Raum zu geben.

7) Ich gehe also Schritt für Schritt weiter in der Zuversicht, dass die Ausgrenzung von Meinungsvielfalt in einer Welt, die auf neue Erkenntnisse und Lösungen so dringend angewiesen ist, irgendwann das Gegenteil bewirkt. Schon heute denken immer mehr Menschen, wenn mal wieder eine Persönlichkeit oder ein Thema “überall” lächerlich gemacht oder kriminalisiert wird: “Interessant – scheint was Wichtiges zu sein.” Und ein Eintrag auf bestimmten Verleumdungsportalen gilt bei vielen kulturell Kreativen geradezu als Auszeichnung. Menschen, die so empfinden, stärken meine Zuversicht. Alle, die sich wünschen, ich würde “zu allem außer …” den Mund halten, kann ich bestens verstehen und freue mich, dass es immerhin ein paar Bereiche der Übereinstimmung gibt.

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